Dàyàngōng mit Gabi Fischer-Lind shifu, 9.-13.9.2020 in Bensheim
Ein ungewohnt anderes Trainingslager führte uns in diesem Spätsommer im Budokan Bensheim allmorgendlich um 9 Uhr zusammen und ließ uns gegen Abend wieder auseinanderflattern.
Das Flattern ist eine wesentliche Bewegung, die beim Dayangong geübt wird. Sie imitiert das Flügelschlagen und ist wie viele Bestandteile der Form eng an habitualisierte Bewegungen einer Wildgans in deren Lebenszyklus angelehnt. Es ist faszinierend zu spüren, wie sehr man „Gans“ werden kann – mit dem Morgentau spielen, sich putzen, etwas watscheln, etwas flattern, Futter naschen, sich in die Lüfte erheben und fliegen, ein Nest bauen…
Gabi begleitete uns mit viel Hingabe beim Erlernen von Neuem und dem Wiederholen bekannter Formenabschnitte. Die Übungsorte im Kloster Lorsch mit den von der Bewässerung saftig grünenden Rasenflächen bis zum Weinberg mit trockenen Bäumen, die schon ihre Äste abwarfen, und den verdorrten Wiesen, die farblos in der Spätsommerwärme knisterten konnten verschiedener nicht sein. Auf der frischen Wiese, die am Morgen noch mit Wasser benetzt war, fühlte sich die Wildgans sehr frisch und lebendig an, am Nachmittag, auf dem Berg, war sie schon etwas müde, blieb aber doch beharrlich, ausdauernd und hielt eben durch – eine Bandbreite, die typisch ist für das Wesen des Vogels selbst. So verflogen förmlich fünf Tage und die Routine, die sich beim Üben einstellte, gab beste Grundlagen für die nächsten Flüge daheim. Danke für die vertraute Gemeinschaft.
Irina Felber