Koryû Uchinâdi shochû geiko am Frauensee 27.Juli – 4.August 2024
Vom 27. Juli bis zum 4. August fand unser diesjähriges Sommercamp am idyllischen Frauensee statt. Mit einer Teilnehmerzahl von bis zu 21 Karateka war es eine intensive Woche voller Training, gemeinsamer Erlebnisse und neuer Herausforderungen. Ein typischer Tag im Sommerlager begann mit einem stärkenden Frühstück, bevor die erste Trainingseinheit des Tages anstand. Der Fokus lag hier auf Waffen wie Bo und Sai. Nach dem Mittagessen folgte eine Karateeinheit, in welcher wir uns intensiv mit den Nyumon-Kata auseinandersetzten. Der Nachmittag gehörte dann der Box-/MMA-Einheit, die nicht nur die Kondition, sondern auch die Schlagkraft der Teilnehmer förderte. Der Tag klang schließlich mit einem gemeinsamen Abendessen und einem gemütlichen Beisammensein aus, bei welchem Erfahrungen ausgetauscht und die Erlebnisse des Tages reflektiert wurden. Besondere Highlights des Camps waren der Bodentag, an dem wir uns ausschließlich Bodentechniken und dem Weg dahin widmeten, sowie das Wassertraining, bei dem wir unsere Würfe im kühlen Nass des Frauensees erprobten. Ein weiteres Highlight war das Bröseltraining am letzten Samstag, in welchem jeder die Formen und Übungen seiner Wahl verfeinern konnte. In diesem Jahr wurde ein neuer Lernansatz vorgestellt, ein theoretisches Modell mit dem Namen „Ecological approach“. Ein Ansatz, bei welchem die Übenden keine Tipps und Anweisungen erhalten, sondern ihre Lektionen in einem mit Regeln abgestimmten Umfeld selbst finden sollen. Der Übungsleiter versucht dabei den Übenden, durch Selbstreflektion auf die richtige Spur zu leiten. Dieser Lernansatz wurde ausgiebig erprobt und diskutiert. Für mich persönlich war dieses Camp etwas ganz Besonderes. Nach sechs Jahren Pause war ich erstmals wieder dabei und wurde von Anfang an wieder herzlich in die Gruppe integriert. Die Atmosphäre war geprägt von einem starken Zusammenhalt, und die Mitteilnehmer waren nicht nur angenehme Trainingspartner, sondern auch großartige Begleiter während der gesamten Woche. Das Wetter spielte ebenfalls mit und sorgte für perfekte Bedingungen. Das Sommerlager 2024 war ein voller Erfolg – nicht nur wegen der intensiven und lehrreichen Trainingseinheiten, sondern auch wegen der gemeinsamen Zeit und der besonderen Momente, die wir am Frauensee erleben durften. Ich freue mich schon auf das nächste Jahr und bin gespannt, welche neuen Herausforderungen und Erlebnisse uns erwarten!
Martin Hauswald
„Karate ist wie heißes Wasser, das abkühlt, wenn du es nicht ständig wärmst.“ Mit Sicherheit habt ihr diesen Leitsatz als elfte der 20 Regeln von Funakoshi Gichin bereits schon mal gehört oder gelesen. Jeder, der den Weg des Karate beschreitet, muss also sein Feuer wenigstens ab und zu mit Brennstoff füttern, um das Wasser nicht auskühlen zu lassen. Das jährlich stattfindende Sommerlager ist in dem Zusammenhang wahrscheinlich der größte Holzklotz, den man mit einem Mal ins Feuer schieben kann. Da mein Wasser vor dem 27. Juli womöglich nur noch lauwarm war, entschied ich mich, auch dieses Jahr, inzwischen zum sechsten Mal, für das Sommercamp am Frauensee. Zum einen, um mein Feuer zu schüren und mit ihm das Karate-Wasser wieder aufzuwärmen, und zum anderen, um mit wunderbaren Menschen eine Woche gemeinsam zu leben und zu lachen. Beides ist, wie in den Jahren zuvor, wirklich sehr gut gelungen. In dieser Zeit standen dieses Jahr sowohl bekannte Herausforderungen für die gesamte Gruppe an wie das Zählen in verschiedensten Sprachen während einer anstrengenden Übung, aber auch neue, wie das Lernen mit der für viele unbekannten einschränkungsbasierten/ökologischen Lerntheorie. Doch natürlich hatte auch jeder individuelle Baustellen, an denen es zu arbeiten galt, ganz egal ob es das Klarkommen mit der Sand-Panade, das Verfeinern technischer Details oder das zusätzliche Kettlebell-Training war. Jeder, der nach drei anstrengenden Trainings also noch Körner übrig hatte, wusste diese noch höchsteffizient in Feuerholz umzuwandeln, also sich die Anstrengung genau wie benötigt zu gestalten. Zum Abend hin fand die Gruppe meist in angenehmen Gesprächsrunden wieder zusammen und stimmte zur Gitarre das eine oder andere Lied an. So auch am letzten Abend, der zuvor bereits mit Pizza und Drink zelebriert wurde. Dabei ist mir besonders das folgende zweistimmige Lied, welches uns Anita dieses Jahr mitgebracht hat, in Erinnerung geblieben:
Erste Stimme: Deep down inside of me, I feel the fire going on. Deep down inside of me, the training is carrying me along.
Zweite Stimme: A part of me wants to jump and kick and fly. A part of me, wants to cry, cry, cry, cry cry
Ich fand das Lied besonders passend, da es die ambivalenten Sommerlagergefühle von Euphorie und Selbstmitleid/Faulheit in der zweiten Stimme so gut zusammenfasst. Zudem hat mich die erste Stimme an den anfangs erwähnten Leitsatz erinnert und in mir damit auch das Gefühl bestärkt, dass ich das Training beziehungsweise die Flamme, die das Karate-Wasser nicht komplett auskühlen lässt, brauche und auch in neuen herausfordernden Lebensabschnitten weiter brennen lassen will. Arigatōgozaimasu, shochû geiko! Friedrich Felber