Seminar mit Olaf Krey kyōshi im Fūryūkan, 15./16.2.2020

Familiär war es, dieses Seminar. Die kurze Einladungsfrist und die Winter-Ferien ließen eine etwas geringere Teilnehmerzahl als gewöhnlich annehmen und so kam es dann auch. Die Entscheidung, daher diesmal im Fūryūkan zu bleiben, hatte zur Folge, dass die Organisation weniger aufwändig war und Gastlehrer Olaf Krey sensei, die gastgebenden Fūryūka sowie die Seminar-Gäste aus Wiesbaden, Bielefeld, Zittau und Dresden enger zusammenrückten. Einerseits geschah dies im technischen Training am Boden (Hauptthema des Wochenendes war der Half Guard), andererseits auch am reich gedeckten Tisch im Aufenthaltsraum. Hinzu kamen ein paar Familien-Ausflüge in die Bereiche der kurzen Waffen, des Koryū-Uchinādi-Nyūmon sowie der gemeinsamen Zubereitung einer Gemüselasagne. Und dann war da noch Dominiks geheimrezeptiger Eiersalat, Olafs Beinahe-Aufnahme in den Königsbrücker Männerchor 1852 e.V. und Anitas Schwarzfuß, die dieses Seminar erinnerungsträchtig werden ließen. – Danke an Olaf für alle Hinweise und Korrekturen, danke an alle, die familiär zum Buffet beigetragen und familiär über die Fūryūkan-Matte gerollt sind. Hendrik Felber

Sich hinlegen ist ja grundsätzlich eine entspannende und gemütliche Angelegenheit. Nur in der Kampfkunst passt es nicht immer so gut, wenn man zum Liegen kommt. Ganz ungemütlich wird es erst dann, wenn das Gegenüber im Buch der Tausend Bodentechniken blättert und dessen Inhalt auswendig alsbald in die Realität umsetzt.

Deshalb ergibt es durchaus einen Sinn, tausend Kilometer auf sich zu nehmen, um sich ein Wochenende lang in die ungemütliche Liegeposition zu begeben. Halbseitig liegend und den Kopf auf die Hand gestützt entsteht sogar der Verdacht von Entspannung. Das ändert sich jedoch sogleich, wenn ein Partner in der sogenannten Half-Guard oben auf, in meinen Beinen gefangen ist. Nun gibt es mindestens drei Handlungsoptionen für den oberen und drei für den unteren Part dieser Konfiguration. Wie beim Schach werden auch manchmal Bewegungen initiiert, um einen geplantes Umrollen des Gegners (sweep) durchzuführen. Trotz dieser vielfältigen Möglichkeiten nahmen wir uns viel Zeit für das wiederholende Technikstudium. Olaf Krey sensei erläuterte uns noch weitere Details, die zur fast schwerelosen Durchführung der Technik verhalfen. Als krönenden Abschluss gab es an den beiden Tagen eine Drei-Personen-Routinierungsübung. Die vorgegebene Liegepositionen (Half-Guard oben, Half-Guard unten, ausgedrehte Position aus Halfguard) wirkten nur die ersten zwei Sekunden gemütlich. Die restliche Viertelstunde war…. Nun ja, die bodentechnikübenden Leser kennen es wohlmöglich.

Sich setzen lassen hat etwas mit Zeit geben und reifen lassen zu tun. So fehlten mir nach dem Seminar die Worte, um diesen kleinen Bericht zu schreiben. Ob das viele Hinlegen und das Studium der Half-Guard im weiteren Alltag so nützlich sind, war mir auch nicht gleich klar. Doch nun überraschte mich einige Zeit später die Half-Guard im Bodentraining. Die geübten Situationen traten tatsächlich beim „Rollen“ (Übungskampf) auf. Und mit etwas Milde der fortgeschrittenen BJJ`ler wusste mein Körper sogar die ein oder andere Variante durchzuführen. So ist es doch faszinierend, im Buch der Bodentechniken zu blättern. Als würde man seit 25 Jahren immer in dieselbe Buchhandlung gehen mit ähnlich thematischer Lektüre. Und irgendwann schaut man mal in ein anderes Geschäft und findet ein mehrbändiges Lexikon zu gänzlich neuen Themen. Sehr spannend. Besten Dank für die Ausrichtung und Durchführung des Seminars. Angela Mögel