Seminar mit Olaf Krey kyōshi in Haßloch, 10./11.10.2020

Der zweite Tag hatte den Quadrantendrill zum Thema. Die weiteste Distanz, die zwei Kämpfer haben können, ist die der Fußtritte. Und so begann diese Trainingseinheit. Ausgestattet mit Schienbeinschützern konnten wir zunächst uns an den Oberschenkel des Gegenübers abarbeiten. Einige missverständliche Gedanken haben sich durch Olafs Erläuterungen auch bei mir aufgeklärt. So zielen Straßentritte von der Seite häufig auf das Knie. Der Quadrantendrill zeigt vier Varianten, wie man so einen Treffer verhindern kann. Zwei davon werden mit dem Schienbein aufgenommen. Die Schützer mildern den Schmerz ab. Dennoch habe ich mich gefragt, warum nicht mit dem Oberschenkel aufnehmen. Was ist schlimmer, der Schmerz am Muskel oder auf dem Schienbeinknochen? Muskelfasern können reißen und der Mensch ist nicht mehr geh- oder stehfähig. Knochenhaut kann trainiert (abgehärtet) werden, wie es die MuTai- oder Kickbox-Kämpfer tun, so die Antwort. Gewählt wird bei dieser Abwehr das geringere Übel. Falls es die Zeit nicht mehr zulässt, das Knie zu heben, kann das Bein auch etwas eingebeugt werden und der Fußtritt gleitet am Oberschenkel hinauf. Wird die Hüfte ein wenig eingedreht, trifft der Fußtritt auch sicher nicht die Rippen. Die Arme bleiben dabei in der natürlichen Deckungshaltung, da der gegnerische Fußtritt auch nach oben gezogen werden kann. Die vierte Variante der Abwehr ist das kurze Ausweichen nach hinten. Dabei sollte kein ganzer Schritt gesetzt werden. Vielmehr stoßen wir uns wie eine Feder beim Ausweichen ab und sind wieder nah am Gegenüber. Mit dem richtigen Timing kommen wir so an den Rücken des Gegenübers für weitere Aktionen, wie einen Takedown (Beingreifertechniken, Ausheber, usw.). Treten wir selbst und der Partner weicht nach hinten aus, drehen wir uns mit Schwung um die eigene Körperachse. Wichtig ist hier, weit nach hinten abzusetzen und dabei das zweite Bein zum Schutz nach oben zu ziehen. Denn oft kontert ein erfahrener Kämpfer mit einem Lowkick, wenn er diesem erfolgreich ausgewichen ist. Es gab also wieder viele interessante Details auf der Matte und im Stand, die Verständnis und Erkenntnis gebracht haben.

So eignete sich auch das Thema Aragaki sôchin kata trefflich, diese mit Abstand zu erlernen und die Feinheiten auszuarbeiten. Natürlich gab es auch eine Anwendung mit verschiedenen Hebeln und Wurfausgängen. Die einzelnen Sequenzen aneinandergereiht ergeben eine lange Partnerform, die gleichzeitig Gedächtnis, Lockerheit und Körpergefühl trainiert.  

Nach acht Monaten endlich wieder ein gemeinsames KU-Training mit über Jahre liebgewonnenen Menschen. Das war eine große Freude. Manchmal zeigt erst die Abwesenheit von Trainings- und Treffmöglichkeiten, wie sehr man doch die Menschen schätzt und die Matte mag. Yvonne und Bernd Otterstätter und ihr Haßlocher Trainingsteam haben es ermöglicht, dass ein KU-Seminar mit kyôshi Olaf Krey im kleinen Rahmen im Oktober stattfinden konnte. Eine besondere Leistung, in dieser Zeit eine große Sporthalle mit top gereinigten Duschen und gut desinfizierten Matten für 12 Teilnehmer zu organisieren.

Der Quadrantendrill kann in wenigen Wochen auch in Königsbrück bei Sensei Olaf Krey geübt werden. Der Mawashi-geri ist nur eine Technik von vielen Atemitechniken, die in dieser Übungsform genau und mit verschiedenen Varianten studiert werden können.
Angela Mögel