Furyu-Gasshuku 1.-3.Oktober 2021

„Dinge für selbstverständlich zu halten ist der beste Weg sie zu verlieren“ – Ein Satz, der zutreffender nicht sein könnte, wenn man sich unser Fūryū-Gasshuku anschaut. Es ist eben nicht die Norm, am ersten Oktober-Wochenende mit knapp 20 Mitgliedern als Kampfkunstschule ein Trainingslager zu veranstalten, erst recht nicht im Jahr 2021. Doch natürlich verleitet die entspannte Atmosphäre und das allseits bekannte und beliebte Setting, in Form des Mayenhofs, schon dazu, ein solches Ereignis als Selbstverständlichkeit zu betrachten. Genau das sollte einen jeden Teilnehmer dennoch nicht davon abhalten sich bewusst zu machen, was alles nötig ist, um von Freitag-Abend bis Sonntag-Mittag gemeinsam zu trainieren (Happoren), zu essen (Kürbis und Kuskus), zu reden (über weniger Wichtiges bis über das jeweilige Weltverständnis), zu schlafen (von kurz vor 0 bist kurz vor 7 Uhr) und zu singen (In einen Harung, jung und schlank). Ich selbst bleibe für meinen Geschmack immer noch zu häufig in dieser Erwartungsnorm stecken, wahrscheinlich privat noch eher als auf Dojo-Ebene. Licht am Ende des Tunnels sehe ich aber trotzdem, da ich über die Jahre bei Fūryū als Übungsleiter viele dieser vermeintlichen Banalitäten zu verstehen gelernt habe.

Um nach meinen mit Absicht verschachtelten Sätzen nochmal komplett das Thema zu kippen, möchte ich noch auf diese spezielle Form der Selbstreflektion eingehen, die ihr euch nun schon seit einigen Minuten gegeben habt. Ich selbst merke grade wieder beim Schreiben, dass ich diesen Text mindestens zu 50 Prozent für mich schreibe, was eventuell auch daran erkennbar ist, dass ich bereits nach den ersten paar Sätzen und beim Thema des Berichts auf ein eigenes Problem eingehe, was aus meiner Sicht jedoch auch für dich als Leser ein Gewinn sein kann, besonders wenn es dir vielleicht ähnlich geht wie mir. Schreib also auch mal einen Bericht, damit ich auch etwas von deinen Problemen und Erfolgserlebnissen außerhalb der Wiese oder der Matte mitbekomme, und gib mir gerne eine Rückmeldung, falls ich dich hiermit dazu bewegen konnte. Für mich ist es nämlich nicht selbstverständlich, dass dieser Text  gelesen wird, genauso wie es für dich in deiner heilen Welt nicht selbstverständlich sein sollte, dass einer geschrieben wird. Damit du das überhaupt kannst, sei nächstes Jahr im Gasshuku dabei, steh mit uns schwitzend genau wie frierend auf der Wiese, bereite mit uns unsere gemeinsamen Mahlzeiten und schlafe mit uns mindestens zwei oder mehr Nächte unter einem Dach. Eine Sache noch: lass es am besten so aussehen, als wäre es selbstverständlich, was mir diesmal nicht besonders gut geglückt ist, zumindest nicht in meinem Bericht. Friedrich Felber