Koryū Uchinādi Yūdanshakai mit Olaf Krey kyōshi in Bischofsgrün, 7.-9.2.2025

Vor einigen Jahren fragte mich ein Freund, welcher auch Koryū Uchinādi übt, was denn dieses Yūdanshakai ist und ob man da einfach mitkommen könne. Meine Antwort war wahrscheinlich, dass dies ein Treffen der Koryū-Uchinādi-Schwarzgurte ist, bei dem gemeinsam geübt wird und die Zeit auch für den Austausch über Kampfkunst-relevante Themen genutzt wird. Dieses Jahr haben wir uns zum inzwischen dritten Mal in Bischofsgrün im Fichtelgebirge getroffen. Die zentrale Lage und guten Rahmenbedingungen unserer Unterkunft und deren Trainingsstätten sind dafür sicherlich die Hauptgründe.
Auf der praktischen Seite der Kampfkunst-Übung nutzen wir die Zeit an diesen Wochenenden üblicherweise am Freitagabend für eine längere Einheit am Boden zum gemeinsamen „Rollen“, um wieder etwas in „Kontakt“ zu kommen. Obwohl ich schon immer viel Freude an vielfältiger Bewegung – die das Rollen am Boden bietet – habe, war dieser Übungsteil in den vergangenen Jahren für mich vielfach vom puren Überlebenswillen dominiert. Mittlerweile versuche ich mich auf meinen Übungspartner einzustellen und uns beiden eine Übungsgelegenheit zu ermöglichen, die nicht hauptsächlich von Kraft oder Körpermasse bestimmt wird. Manchmal bleibt es nur beim Versuch, manchmal funktioniert es. Sofern Kraft und Masse durch andere Parameter wie Geschwindigkeit, Timing, Körperstruktur und Erfahrung mehr und mehr ausbalanciert werden können, hilft dies, identische Ziele nach und nach ökonomischer zu erreichen. Mangelnde Erfahrung und / oder Sensitivität können andererseits auch zur Frustration des jeweiligen Gegenübers führen. Persönliche Rückmeldungen können dabei helfen, die eigene Situation verständlich(-er) zu machen. Andere Wege des Umgang mit solchen Situationen können in der Anpassung des eigenen Übungsziels liegen: mit diesem Partner übe ich jetzt mal meine Frustrationstoleranz bzw. meinen Umgang mit Überforderung (kurzfristige Lösung) oder ich nehme mir vor, technische Defizite zu verbessern (längerfristige Lösung). Minimaler Konsens sollte dabei zumindest immer der Schutz der Gesundheit des jeweiligen Gegenübers sein. Der Vorteil des Yūdanshakai ist, dass innerhalb kurzer Zeit mit Übungspartnern unterschiedlicher körperlicher Voraussetzungen und Erfahrung geübt werden kann und sich auf diese Weise differente Lerngelegenheiten ergeben.
Neben der Übung auf der Matte gibt es aber auch die Möglichkeit zum Austausch in Gesprächen am Abend, beim Essen oder auf einer kleinen Wanderung, wobei man den Blick in die Ferne schweifen lassen oder auch mal zurück oder nach vorn schauen kann. Was lief im letzten Jahr gut und weniger gut, welche Pläne haben wir fürs kommende Jahr, was sind die Baustellen, die wir zur Zeit bearbeiten? Anregungen dazu boten auch die anderen Trainings am Wochenende, in denen wir uns mit Partnerübungen zur Kata Chōkyū wie auch ihrer Solo-Form beschäftigten, zudem die Kobudō-Kata Tsunen Sunakake no Eku lernten bzw. wiederholten oder die zwölf Tegumi in verschiedenen Kombinationen und Intensitäten übten. Wie jedes Mal ist am Ende die Zeit viel zu schnell vergangen und der Inhalt mehr als die Summe der miteinander verbrachten Tage. Die verschiedenen Individuen machen den Unterschied und das Ganze immer wieder zu einem neuen Erlebnis. Vielen Dank an Olaf sensei und Dinah sensei fürs Organisieren, Anleiten und Steuern – ebenso allen anderen fürs gemeinsame Üben, Fragen, Antworten und Teilhaben lassen an euren Erfahrungen. Sascha Ringel